Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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als die Gesichtspunkte, die für den Künstler maß- 
gebend sind, dem Publikum fasslich und annehmbar 
zu machen, und den Künstlern vor Augen zu stellen, 
dass das Publikum von der Kunst auch geistige Ein- 
wirkungen erwarte z] Ein Bild, das edlere und zahl- 
reichere Vorstellungen ausdrückt, steht höher als ein 
anderes, das weniger edele und zahlreiche Vorstel- 
lungen, wenngleich vollendet veranschaulicht. Auch 
das ausgeführte Werk eines großen Künstlers über- 
trifft seine Skizze nur dann, wenn das, worauf der 
künstlerische Genuss beruht  Farbengebung und 
Technik  so angewandt sind, dass sie die Impres- 
sion auf die Höhe des Gedankens heben. Nur der 
Gedanke spricht zum Gedanken, und sobald das 
Raftinement oder die Vollendung des Bildes um den 
Schatten einer Vorstellung erkauft wird, sobald wirkt 
seine Vollendung als Makel. Obwohl nun in all un- 
seren Betrachtungen über Kunst ihre Ausdrucksmittel 
von dem Inhalt unterschieden und ihm untergeordnet 
sind, gibt es in der Malerei wie in der Sprache 
gewisse ihr inhärente Vorstellungen, so dass jeder 
Kunstgenuss auch organische Beziehungen zur Ver- 
nunft hat. Der farbigste Glanz eines Gemäldes ist 
gar nicht zu vergleichen mit der Farbenpracht des 
geschliffenen Prisma. Sobald es sich nicht um ver- 
iiunftgemäße Wahrnehmung einer bestimmten Be- 
deutung und Verteilung von Farben handelt, hat das 
Auge daran ein viel stärkeres, rein sinnliches Wohl- 
gefallen. Ja, der Terminus „Vorstellung" (Idea) er-
	        
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