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und Nebendinge fallen zu lassen. Diese Zeittendenz
war so stark, dass sie den unwissenschaftlichsten und
unsystematischsten Kopf mit sich fortriss.
Es waren seltsame Widersprüche, die ihn
experimentellen Methode führten.
Zll
der
Hundertundzwanzig
Jahre
VOY
ihm
hatte
Locke
die
empirische Betrachtung geistiger Erscheinungen in
England zur Geltung gebracht. Ruskin greift in
seinem Erstlingswerk auf diesen großen Reformator
zurück. Die ersten Kapitel von ,Modern Painters' I
sind nach Stil, Anordnung in Abteilungen und Un-
terabteilungen Lockes Essay ,Über den menschlichen
Verstand' nachgebildet.
Locke leugnete, dass dem Menschen Begriffe ange-
boren seien. Für ihn war die Seele ein leeres Blatt,
auf das die Dinge ihre Züge schreiben. Die Quellen
menschlicher Begriffe sind die Erfahrung, die wir
durch äußere Sinneseindrücke (sensations) erhalten.
Auf die andere Seite des leeren Blattes schreibt die
innere Wahrnehmung (reflection) ihre Züge. Alles
Erkennen beruht in der Aufnahme von Eindrücken.
Dem Verstande erwächst die Aufgabe, aus den
Sinneseindrücken und der inneren Wahrnehmung zu-
sammengesetzte Vorstellungen (complexions) zu bilden.
Wo Ruskin es später unterlässt, dieses Prinzip aus-
drücklich hervorzuheben, bildet es doch die Voraus-
setzung seiner Erörterungen. Man könnte es die
Einschlagsfäden seiner Lebensarbeit nennen. Ohne
Sinneseindrücke gibt es auf keinem Gebiet ein