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ihrer Vorstellungen an Tatsachen prüfen, sondern sich
darauf beschränken, allgemeine Prinzipien in Anleh-
nung an klassizistische Ideale aufzustellen. Berkely
entdeckt, dass „die Schönheit aus dem Denken er-
wächst, und in Harmonie und Proportion besteht".
Tucker glaubt das Problem gelöst zu haben, wenn
er ausruft „alles ist schön, was der Menschheit im
allgemeinen gefallt". (Vgl. Bardoux: Ruskin p. 516.)
Es war die Zeit der neuerwachten naturwissenschaft-
lichen Forschung. An Stelle der Verallgemeinerung
und a priori-Theorien trat die exakte experimentelle
Methode. Die hervorragendsten Naturforscher und
Philosophen dieser Zeit waren an Aristoteles heran-
gereift. In dem Exemplar von Aristoteles Ethik, das
der junge Ruskin in Oxford benutzte, hatte er die
Stelle angestrichen: „Wir können etwas nur nach
dem Stande unserer Erkenntnis beurteilen, nicht nach
dem, was wir wissen müssten, oder was uns wahr-
scheinlich ist; nur nach dem, was wir als Tatbe-
stand erkannt haben. Nur Tatsachen können un-
seren Ausgangspunkt bilden."
So war der junge Ruskin nur ein Repräsentant sei-
ner Zeit, wenn er die exakte Beobachtung der Natur
und ihrer Phänomene auf die Beurteilung der Kunst
anwandte. Er hat die Bewegung, die das ganze Jahr-
hundert bestimmte, auf das ästhetische Gebiet über-
tragen. In der Wissenschaft forderte man die Not-
wendigkeit, sorgfältig zu analysieren und geordnet zu
klassifizieren, wichtige Tatsachen zu berücksichtigen