23
wären und gleichsam um sie niederzuhalten liegen
zerstreute viereckige Blöcke von schwarzem Fels
darauf, Reste mächtiger Gebäude, von denen kein
Stein auf dem andern geblieben ist. Ein schwerer,
purpurner, giftiger Dunst dehnt sich flach über die
Wüste hin, verhüllt ihre geisterhaften Wracke mas-
siger Trümmer, in deren Rissen das rote Licht bleibt
wie sterbendes Feuer auf entweihten Altären, und
der blaue Rücken des Albanerberges hebt sich in den
feierlichen Raum eines grünen, klaren, stillen Him-
mels. Wachttürme dunkler Wolken stehen unverrückt
an den Vorgebirgen der Apenninen. Von der Ebene
zu den Bergen hin zerschmelzen die eingerissenen
Wasserbauten, Pfeiler nach Pfeiler, in der Finsternis
wie verhüllte, zahllose Scharen von Leidtragenden,
die vom Grab eines Volkes daherkommen"')."
Darauf hin wollen wir ein paar "ideale" Änderungen
mit Claudes Landschaft vornehmen.
Zuerst wollen wir die zahlreichen Abgründe der Apen-
ninen auf vier Zuckerhüte reduzieren. Dann wollen
wir den Albanerberg abheben und ihn durch einen
großen Erdhügel ersetzen. Wir wollen den größten
Teil des Aquädukts niederreißen und nur zwei Bogen
stehen lassen, damit ihre lange Unendlichkeit nicht
peinlich monoton wirkt. Statt des purpurnen Nebels
und der untergehenden Sonne wollen wir klaren blauen
Himmel setzen, mit runden weißen Wolken; wir wollen
Übersetzt von Stefan George. „Blätter
Band IV, dritte Folge, Seite 127 u. 128.
,für
die
Kunst".