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Sakrilegium, die organische Einheit der Natur zu ver-
leugnen, um ein "schönes" Bild zu komponieren
und durch Theaterfiguren die Staffage zu beleben.
Turner war der erste, der die Natur malte, wie er
sie sah. Er war aber doch nur ein Wegweiser
zu dem, was wir heut in der Landschaftsmalerei
suchen, die das Zittern des Sonnenlichtes und das
Flimmern der Luft sichtbar macht. Die Corot und
Segantini stehen auf seinen Schultern, und neben
ihren Naturoffenbarungen wirken die klassischen Land-
schaften leblos.]
Widersprechende Dinge heben die harmonische Ge-
samtwirkung eines Kunstwerks auf. Wer versucht
Einfachheit mit Pracht zu einen, aus Einsamkeit zu
Festen zu führen und Schwermut durch Lust zu kon-
trastieren, erzielt nur Verworrenheit. Jede Art Land-
schaft hat ihre eigene Seele; obwohl ein Punkt des
Kontrastes diese Besonderheit zuweilen erhöhen und
intensiver darstellen mag, darf es nur ein Punkt sein,
keine Gegenüberstellung von Gleichungen. Jede
neue und abweichende Stimmung schwächt die Kraft
dessen, was schon ausgedrückt ist, und die Mischung
aller Emotionen muss in Apathie enden, wie die
Mischung aller Farben in Weiß.
Wir wollen dies an einer nidealen" Landschaftskom-
position Claude Lorrains prüfen, die bei den Italienern
als ,Il Mulino" bekannt ist.
Den Vordergrund bildet ein Stück anmutiger Wald-