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gelehrte Maler, der die Enden der Erde zu einem
malerischen Eindruck vereint . . . . . Wir sollten
Bilder nicht als Autorität für die Natur, sondern als
Kommentar der Natur betrachten. Wer demütig mit
der Natur wandelt, wird selten in Gefahr sein, den
Blick für Kunst zu verlieren . . . .
Es gibt sowohl eine Vollkommenheit der Baumhecke
und Hütte, wie des Waldes und des Palastes. Es gibt
mehr Idealität in eines großen Künstlers Wahl und
Behandlung von Unkraut am Wege und vom Bach aus-
gewaschener Kiesel, als in den karikierten Leistun-
gen gewöhnlicher Geister, die den Vordergrund mit
kolossalen Säulen beschweren und den Himmel mit
unmöglichen Bäumen verdecken.
[Wer die Landschaftskunst der Gegenwart kennt, dem
sind diese Bemerkungen nichts neues. Keiner hat
die Vordergründe liebevoller behandelt als Böcklin,
der die Alpenflora jeder Jahreszeit aus den Wiesen
sprießen lässt. Bei Manet wissen wir ganz genau,
wo wir unter Buchen und wo wir unter Ulmen wan-
deln, und der besondere Charakter der märkischen
Fichten spricht aus allen Leistikows. Aber das Ver-
ständnis dieser Dinge ist in Deutschland, sofern es
überhaupt besteht, jüngsten Datums. Ruskin verkündete
seine Auffassung bereits vor sechzig Jahren, als er
vierundzwanzig Jahre alt war. Und er trat so sicher
auf, weil er die Wahrheiten, die er verkündete, alle
in der Natur erlebt hatte. Es erschien ihm als ein
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