Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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keit und das Zittern ihrer Farben; er beobachtet ihre 
örtlichen Gewohnheiten, ihre Vorliebe für diese oder 
jene Stelle. Er bezieht dies auf alle Situationen, in 
denen sie gedeiht, und auf die zu ihrer Erhaltung not- 
wendigen Mächte. Die Blume ist ihm ein lebendiges 
Geschöpf, deren Geschichte auf ihren Blättern ge- 
schrieben steht und deren Leidenschaft aus ihren 
Bewegungen atmet. Wo sie in seinen Bildern vor- 
kommt, ist sie nicht nur ein Farbenfleck, ein bedeu- 
tungsloser Lichtpunkt. Sie ist eine Stimme, die sich 
von der Erde erhebt, ein neuer melodischer Klang 
der Seele, ein notwendiger Ton in der Harmonie des 
Bildes. Shakespear und Shelley spezialisieren die 
Blumen auf eine hohe Art. Wohl hat der Maler nicht 
dieselbe Möglichkeit, wie der Dichter, die Gedanken 
auszusprechen, die er mit seinen Symbolen verbindet. 
Er ist abhängig von der Fähigkeit des Beschauers ihn 
zu verstehen. . . . 
Was man gewöhnlich unter Verallgemeinerung ver- 
steht, ist das Verfahren eines gemeinen, gedanken- 
losen, unfähigen Menschen. Es ist kein hohes Emp- 
finden, das in allen Bergen nur dieselbe Verkörpe- 
rung der Materie erblickt; in allen Bäumen nichts 
als gleichartige Anhäufung von Blättern. Je mehr 
wir erkennen und je tiefer wir fühlen, um so feiner 
unterscheiden wir. Wir diHerenzieren, um eine höhere 
Einheit zu finden . . . 
Jede geologische Formation hat nur ihr eigentüm- 
liche Züge; bestimmte Linienbrechungen, die be-
	        
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