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sind zu weit und zu hoch, um in einer andern Sphäre
oder Ordnung der Dinge in die Anschauung zu tre-
ten. Sie überragen alle anderen Bereiche, wie das
I-Iimmelsgewölbe die Erde. Mit was sollenwir die
Typen der heiligen Märtyrer vergleichen; den heiligen
Stephanus von Fra Bartolommeo, dessen friedliche
Stirn ein Diade mvon Steinen krönt; oder Rafaels hei-
lige Katharine, die gen Himmel, in den Anbruch des
ewigen Tages blickt? die Lippen halbgeöffnet in mo-
mentanem Ruhen von ihrer Pein. Mit wem die Ma-
donnen von Francia und Pinturicchio, in denen die
Farben des Morgens und die Feierlichkeit des Abends,
das Glück erfüllter Verheißung und der Schmerz des
schwertdurchbohrten Herzens zu einer Leuchte un-
aussprechlicher menschlicher Liebe entfacht sind?
mit was die Engelchöre Angelicos? die Flammen auf
ihren weißen Stirnen leuchten heller, wenn sie sich
bewegen, und die Strahlen ihrer purpurnen Flügel
glänzen, wie viele Sonnen auf tiefer See. Sie lau-
schen dem Wechselgesang, den Posaunenklängen und
der Antwort, die von Psalter und Harfe aus der end-
losen Tiefe und von allen Sterngestaden des Himmels
erschallt.