Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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In seinem Erscheinen offenbarte sich keine Geistes- 
macht. Er war ein Wesen von irdischer Kraft und 
menschlicher Leidenschaft, von zugreifenden Armen 
und verwundbarem Fleisch. Setzen wir an Großem, 
das aus dem Traum und Meißel der Heiden hervor- 
gegangen ist, was wir wollen, neben den Heerführer 
der christlichen Kirche, den Erzengel Michael. Nicht 
Miltons Erzengel mit feindlicher Stirn und entflamm- 
ten Zügen'; selbst da nicht, wo er die Hügel des 
Paradieses königlich ersteigt. Nicht Rafaels heiligen 
Michael, mit ausgebreiteten Flügeln und gezücktem 
Speer. Aber Peruginos, mit dem unbefleckten, drei- 
fachen Helmbusch, die Hand auf dem gekreuzten 
Schwert, der Gürtel der Wahrheit seine unbefleckte 
Rüstung umgürtend. Gott hat ihm seine Macht über- 
tragen; unwiderstehlicher Glanz ist über ihn gebreitet. 
Es sind nicht Linien irdischer Kraft, keine Spur ir- 
dischen Zorns in seinen Zügen. Vertrauensvoll, ge- 
dankenvoll, furchtlos, aber liebeerfüllt, unfähig andern 
Sieg zu erringen als den ewiger Ruhe, ist er nur 
Gefäß und Werkzeug göttlicher Allmacht. Vom Lichte 
des Siegers erfüllt wie von einer Wolke, liegt der 
Staub irdischer Gewalten und I-Ierzogtümer unter 
seinen Füßen. Sein geistiges Ohr vernimmt das 
Brüllen der Hölle nur wie das Sausen einer Meer- 
muschel vom fernen Gestade. Vergeblich den Ver- 
gleich weiter zu spinnen. Beide Kunstarten haben 
nichts gemein, und das Gebiet der heiligen Ge- 
schichte, Wesen und Ziel christlicher Empfindung
	        
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