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sich durch fast schattenlose Reinheit der Farbe er-
reichen, die keine andere Dunkelheit gestattet als
absolut notwendig, um Formen und Lebendigkeit der
Wirkung zu erläutern, und soviel wie möglich, durch
Anwendung von Gold, Email und anderen Juwelen
noch überboten wird. Ich halte die kleineren Werke
von Fra Angelico in dieser Hinsicht für vollendet.
S0 den Glorienschein über den Häuptern aus Strahlen
getriebenen Goldes, auf denen das Licht spielt und
wechselt, je nachdem der Beschauer sich bewegt, was
die reinsten Fleischtöne in dunkles Relief stellt.
"Farben und Lichter, wie sie durch Emaillieren der
Engelflügel erreicht werden, ist durch irgend ein an-
deres Kunstmittel unerreichbar.
Die Farben der Gewandung sind immer rein, blass
blau, rosa, zart grün und braun, aber nie dunkel;
die Gesichter von himmlischer Schönheit, leicht er-
rötend. Höheren Grad und Glut dieses Errötens
behalten die älteren Meister für Geisterwesen auf,
deren Körper das Licht durchdringt. Diese scheinbar
kindischen Mittel haben Wert in den Händen eines
hohen Meisters, und wirken absurd, wo keine bedeu-
tende Kraft dahinter steht. Vieles derart haben wir
wohl aus törichter Überhebung verkannt und abge-
lehnt, was uns eigentlich hätte entzücken müssen.
Ich möchte aber auf noch etwas hinweisen.
Erstens, dass die Ornamente, die Angelico, Giotto und
Perugino anwenden, besonders Angelico, immer einen
abstrakten Charakter tragen. Es sind weder Dia-