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königlichen Prozession die von fernen Bergen her-
niedersteigt, ändert sich der Charakter der Landschaft.
Das Gebirge wird schrolfer, mannigfaltigere Hügel
unterbrechen den Vordergrund und düstere Schatten
lagern ungebrochen unter den Zweigen des Waldes.
S0 bewundernswert mir diese Behandlung der Land-
schaft auch gegebenen Falls erscheint, so wenig
möchte ich zu ihrer Nachahmung raten. Was daran
richtig ist, kam aus dem individuellen Gefühl des
Künstlers. Es
würde peinlich
nachzuahmen
wirken. Wir
ohne so zu fühlen,
können nur soweit in
ihre Fußtapfen treten, als es mit unserer Natur-
erkenntnis vereinbar, und unser eigenes Gefühl muss
entscheiden, was wir ausscheiden und beibehalten.
jeder Maler sollte malen was er selbst liebt, und
nicht was andere geliebt haben. Ist seine Seele
rein und wohllautend gestimmt, so malt er das was
lieblich ist; wo nicht, dann kann keine Vorschrift
seine Hand leiten. Eine derartig stilisierte Land-
schaft ist nur unter der Voraussetzung richtig, dass
sie den Hintergrund einer übersinnlichen Gegenwart
bildet. Als Hintergrund für sterbliche Wesen wäre
sie falsch, und als Landschaft an sich, lächerlich.
Ferner resultiert ihr Hauptvorzug aus der außer-
ordentlichen Verfeinerung der Natur, deren Einzel-
heiten mit dem Charakter des ganzen übereinstimmen,
von der botanischen Genauigkeit der Blumen an, bis
zur Klarheit und Leuchtkraft des Himmels.
Eine
andere
Art
übernatürlichen
Charakters
lässt
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