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Himmel ab. Er liest. Ein edler Baum springt aus
einem Felsspalt hervor, biegt sich plötzlich zurück,
um eine Stütze für das Buch zu bilden, und schießt
dann gerade auf gen Himmel. Es liegt etwas Sin-
niges in dieser gehorsamen Dienstbarkeit der nie-
deren Kreatur; aber die Süße des Gefühls beruht
darauf, dass der Dienst als solcher mit den Tat-
sachen der Natur übereinstimmt. Der Baum ist nicht
bewusst,
lauscht nicht
den Heiligen
auf
noch biegt
er sich ihm entgegen, wie in Aifektation; das wäre
nur geistreich, illegitim und wirkungslos. Aber die
einfache Biegung des Stammes, der das Buch hält,
drückt die wundervolle Unterwerfung des Künstlers
unter die wahre Natur des Baumes aus. Sie beruht
auf Fantasie und darum ergreift sie.
Nicht oft gehen die frommen Maler so weit. Sie
beruhigen sich meist dabei, der Landschaft vollkom-
mene Symmetrie und Ordnung aufzuprägen, die mit
der vergeistigten Natur, die sie darstellen wollen,
übereinstimmt. Auch verbannen sie alle Anzeichen
von Verfall, Verwüstung und Unvollkommenheit, dar-
aus entsteht selbstverständlich ein eigentümlich über-
natürlicher Eindruck, denn es gibt keine wirklichen
Landschaftsgebilde, die nicht einen Zustand der Ent-
Wicklung oder Unvollkommenheit suggerierten. Alle
Gebirgsformation ist durch Erschütterung entstanden,
und durch Verfall gebildet. Die schöneren Wolken-
gebilde drohen Sturm;
durch Unterschied in
alle Waldkomplexe bilden sich
Stärke und Wachstum ihrer