Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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nicht notwendig zur Erscheinung bringt. Darum sind 
die größten Maler hier fantastisch geworden und ha- 
ben alles herbeigezogen, was sie an Bosheit fanden 
in Hörnern, Hufen und Klauen. Giottos Satan im 
Campo Santo, dem die Schlange am Herzen nagt, ist 
schön; ebenso viele Teufel des Orcagna und die des 
Michelangelo immer. Tintoretto hat in Christi Ver- 
suchung mit der ihm eigenen Wahrheit der Erfindung 
den bösen Geist unter der Gestalt eines lichten En- 
gels dargestellt, dessen Flügel silbern und scharlach 
schimmern, dessen Züge sinnlich und verräterisch 
glühen. Es ist interessant, das Ergebnis der Fantasie 
mit dem gewaltiger Geistreichigkeit, in den Dämonen 
dieser großen Maler zu vergleichen. Selbst die 
Nachtgespenster, wie Salvator sie malt, und die ein- 
fach widerlichen idiotischen Verzerrungen in den sinn- 
losen, schreckensbaren Ungeheuern von Bronzino in 
dem großen Bilde der Uflizien. Hier hat der völlig 
eriindungslose Maler alles vereint, was greulich ist 
an hängendem Fleisch, knochigen Gliedern, Kranich- 
hälsen, stierenden Augen und struppigem Haar, und 
erregt mit dem allen doch nicht so viel wahren 
Schauder, wie ein Maler von Fantasie in eine Bewe- 
gung der Lippen, oder ein Stirnrunzeln legen könnte. 
Ein schönes Beispiel von der Wirkung, die höhere 
Wesen durch ihr geistiges Übergewicht auf die Natur 
ausüben, gibt Giovanni Bellini in seinem heiligen 
Hieronymus. Der Heilige sitzt auf einem Felsen, seine 
große Gestalt hebt sich deutlich vom offenen grünen
	        
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