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er die Gestalt als Emblem vom Menschen trennt,
und den großen Umrisslinien mehr Freiheit gewährt.
Michelangelo bildet die Extremitäten immer verhält-
nismäßig klein, aber verhältnismäßig am kleinsten in
seinen größten Werken. Ich schließe das aus dem
Vergleiche mit dem Kopf des Theseus der Elgin-
Marbles. Solche Anpassungen sind nicht notwendig,
wenn es sich um eine Visionäre Erscheinung handelt.
Da die materiellen Gesetze dabei nicht in Kraft
treten, kann die Form sich so weit erstrecken, wie
wir wollen; wir müssen dabei nur zwischen der
Erscheinung und dem Umfang ihrer Darstellung unter-
scheiden. Die Leinwand, auf der Sir T. Lawrence
seinen Satan ausstreckt, ist nur eine Konzession an
die Unfähigkeit. Er könnte größer wirken auf einer
nur fußbreiten Fläche.
Eine andere Art Übertreibung Endet bei Dingen statt,
deren Umfang veränderlich ist, wie bei Wellen und
Bergen. Sie lassen sich bis ins Grenzenlose über-
treiben, solange die Naturgesetze ihrer Vergrößerung
nicht übertreten werden. So ist z. B. die glatte Ober-
fläche eines sich drei Zoll hoch brechenden Wellen-
gekräusels nicht charakteristisch für die Form einer
Sturmwelle, die sich zehn Fuß hoch am Strand über-
schlägt; noch würde die einfache Übertreibung des
bewegten Gerippels der Brise auf einem See die
Gestalt der Wellen des atlantischen Ozeans wieder-
geben. _]e mehr die Natur ihre Massen vergrößert,
um so mehr verkleinert sie die Winkel ihrer Stei-