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Beschränken der Farbe auf formlosen Juwelenschim-
mer, wie bei Tintoretto und Bassano; oder Ver-
schwimmen der Außenlinie und dem Ineinanderüber-
gehen verschiedener Töne wie bei Turner; zuweilen
auch durch breite Flächen, wie so oft bei Giorgione
und Tizian. Inwiefern es dem Maler gelingt jene
Berge darzustellen, die der Dichter schaut: ,ihre
Gluten mit dem Zwielicht einendß vermag ich nicht
zu sagen. Meines Erachtens lässt sich Farbe nicht
abstrakt betrachten. Das Verschwinden der Form in
Tizians und Turners Werken ist nicht ideal, sondern
stellt die Naturbedingungen dar, unter denen glän-
zende Farbe sichtbar wird, denn auch in der Natur
geht bei sehr lebhaften Farben die Form der Dinge
gewissermaßen verloren.
Wiederum lässt sich der wesentliche Charakter, Form
und Farbe eines Dinges ausdrücken, ohne seine Textur
darzustellen. Reynolds und andere haben viel dar-
über gesagt, und vielleicht beruht hierauf das, was
man in der Malerei den großen Stil nennt.
Vergleiche einen Hund von Landseer mit einem
Hunde von Veronese. Der erste hat die äußeren
Einzelheiten mit auserlesener Geschicklichkeit und
peinlicher Genauigkeit bis auf alle Zufälligkeiten des
glänzenden Gelockes herausgearbeitet, die den Schein
der Wirklichkeit erwecken können; während der Ton
und die Kraft des Sonnenscheins und die Wahrheit
des Schattens auf allen Formen vernachlässigt sind.
Die Beziehungen des Tieres zum Raum, seine Be-