Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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z. B. seine Lieder wie ,Ueber allen Gipfeln ist Ruh'; 
und seine Gedichte wie J-Iarzreise im Winteri 
Heines: ,Im Rhein, im heiligen Strome, da spiegelt 
sich in den Wellen'  ist durchweg Ausdruck von 
Fantasie der Anschauung. 
In Conrad Ferdinands ,Maientag' 
dagegen 
ist 
die 
Fantasie 
völlig 
unbeteiligt: 
Englein singen aus dem blauen Tag, 
Mägdlein singen hinterm Blütenhag, 
Jubelnd mit dem ganzen Lenzgesind 
Singt mir in vernarbter Brust  ein 
Kind. 
Hier benutzt der Dichter das übertragene Bild als 
Gleichnis, um seine wiedergewonnene Heiterkeit aus- 
zudrücken. Obwohl geistreich, ist ihm das Gleichnis 
nicht Anschauung geworden, sonst hätte er uns nicht 
mit der Vorstellung einer vernarbten Brust gequält, 
in der ein armes Kind auch noch singen muss.] 
Überall gründet sich die Fantasie und wendet sich an 
ein tiefes Gemüt. So treu und ernsthaft sie auch 
ihren Gegenstand betrachtet, ihn nie aus den Augen 
lässt, ihn nie verliert, so löst sie doch die äußeren 
Stofflichen Zufälligkeiten von ihm ab und betrachtet 
ihn in seinem entkörperten Wesen. Ich habe aber, 
im Widerspruch hierzu, noch nicht genügend jene 
krankhafte Geistreichigkeit hervorgehoben, die mehr 
auf nervösem Temperament, als auf geistiger Kraft 
beruht und in Träumen, Fieber, Wahnsinn und an- 
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