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zerstörend auf die Fantasie; denn ihr Spiel wie ihre
Macht beruhen darauf, inwieweit wir uns selbst ver-
gessen und gleich den Geistern Besessener in die
Leiber der Dinge um uns her eingehen können.
Da das Leben der Fantasie auf dem Entdecken der
Wahrheit beruht, kann sie keine Achtung vor Behaup-
tungen und Ansichten hegen. Ihrer Erkenntnis gewiss,
sobald sie etwas wahrhaft gefunden hat; ruhelos und
gequält, nur wenn sie diese nicht erlangt, ist ihr Be-
Wusstsein von Erfolg oder Fehlschlagen zu akut, um
durch Lob oder Tadel berührt zu werden. Sie be-
gehrt Verständnis und kann es entbehren; sie ist
Meinungen gegenüber achtlos; nicht in Hochmut,
sondern weil sie sich des Gesetzes ihres Tuns und
des Objekts ihres
nicht irren kann.
Ziels bewusst ist und sich darin
Es ist endlich offenbar, dass die
Fantasie gleich der theoretisch-ästhetischen Fähigkeit
ihre Nahrung aus der äußeren Natur gewinnen muss.
Ich betone dies, da viele hochbegabte Maler der Welt
verloren gehen, weil sie den rastlosen Verdrehungen
der Geistreichigkeit in ihrem Käfig erlaubt haben,
an Stelle einer gesunden und erhebenden Tätigkeit
in den Gefilden der Natur zu treten. Die Männer
der höchsten Fantasie studierten am gründlichsten und
dürsteten am meisten nach neuer Erkenntnis. Die
Geistreichigkeit spielt wie ein Eichhörnchen in sei-
Ilem runden Käfig und ist glücklich darin. Die
Fantasie aber ist ein Pilger auf Erden und ihre
Heimat ist der Himmel. Schließe sie aus von den