Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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den Michelangelo nur berührt, ward beseelt durch 
das, wovon das Haar sich sträubt und was den Mund 
verstummen lässt. Es bleibt uns überlassen, den 
heiligen Matthäus, der noch nicht aus seinem Sarko- 
phag erstanden, dessen Hände und Fülle mit Grab- 
tüchern gebunden, davon zu lösen. Wie geisterhaft 
seltsam windet sich die Florentiner Pieta und wirft, 
pyramidal verzerrt, ihren Schmerz- und Todesschatten 
über das matte purpurne Licht, das sich kreuzt und 
vergeht in dem düstern Dom von St. Maria del Fiore. 
Im Bacchns, welch selige Lässigkeit weißer Glieder, 
pantherhaft doch passiv, in Wonne vergehend, die 
zwischen den heidnischen Formalismen der Ufiizien 
schon von weitem schimmern und sich in ihrer 
glänzenden Leichtigkeit wie die tanzenden Wellen 
des Alpenstromes von seinen eben so weißen Steinen 
unterscheiden. Und endlich  vielleicht mehr als 
alles andere, die vier unaussprechlichen Abbilder  
nicht von Nacht und Tag, nicht von Abend und 
Morgen, sondern vom Scheiden und Auferstehen, von 
Dämmerung und Klarheit der Menschenseele; und 
das Gespenst in dem Schatten der Nische darüber; 
diese alle und alles sonst, das ich von ihm gestaltet 
nennen könnte, tragen in sich dieselbe unerklärliche 
Gewalt, die sie ausüben. 
Unerklärlich,  denn sie sind aus einer schier über- 
menschlichen Konzeption der Fantasie hervorgegangen, 
deren Wegen wir nicht folgen können und zu der 
wir nicht hingelangen. Sie legt die unendliche tiefste 

	        
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