Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Visionen des Todes. 
Geländer zur Linken; 
Eine weite Treppenflucht ohne 
an ihr treibt eine Schar Frauen 
hernieder im Handgemenge mit den Mördern; einer 
Mutter ist das Kind in den Armen gepackt. Sie wirft 
sich zu Boden und stürzt kopfüber herunter, das Kind 
durch ihr Gewicht mit sich fortreißend. Im nächsten 
Momente 
wird 
sie 
zerschmettert 
sein 
Alles 
ist in einander verstrickt und wogt in wütend hoff- 
nungsloser Verlassenheit von Leib und Seele in dem 
einen 
Rasen 
zu 
retten. 
Dies scheint mir die einzig fantasievolle, d. h. die 
einzig wahre, wirklich empfundene Darstellung des 
Vorganges zu sein. Ich würde die Geduld des Lesers 
erschöpfen, wollte ich mehr sagen von den verschie- 
denen überwältigenden Entwicklungen der Fantasie, 
die Tintorettos Kunst allein in der Scuola di San 
Rocca erreicht hat. Ich verweilte gern bei seiner 
feierlichen Ruhe auf der Flucht nach Egypten, wo die 
silbernen Zweige der schattenden Bäume, mit ihren 
zitternden Umrissen die Vorhänge der in blassrotem 
Licht schimmernden Wolken umsäumen, und sich auf 
die blauen Streifen zwischen den rosigen Wolken- 
inseln, die wie lichte Spuren dahin gleitender Kähne 
funkeln, erstrecken. Oder ich möchte mit den schla- 
fenden jüngern unter den mächtigen Blättern wachen, 
die so schwer auf der Todesnacht liegen, und furchtbar 
über den dampfenden Fackeln hin und her wogen, als 
die Schar des Verräters aus dem Olivendunkel her- 
Vortritt. 
Ich 
möchte 
in 
der 
Stunde 
der Anklage 
18
	        
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