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Raisonnement
hier
über
die
Fantasie
gesiegt,
Die
Fantasie
irrt
niemals;
sie
erblickt
alles
in
all
seinen
Beziehungen
tödliche Wut
und Folgen.
mütterlichen
Sie würde aber nicht die
Entsetzens mit den Äußer-
ungen verschiedenen mütterlichen Charakters ver-
wechseln. In ihrer höchsten Steigerung fegen
Furcht, Wut und Agonie allen Charakter fort.
Selbst die Menschlichkeit würde in der Mutter unter-
gehen, das Weib würde zur Personiükation tierischer
Angst und Wut. Deshalb sind die meisten Darstel-
lungen des Kindermorcles kalt und falsch. Der Künstler
hat weder das Geschrei gehört, noch sich unter die
Verfolgten gemischt. Er hat sich in sein Atelier ge-
setzt, methodisch, verzerrte Ziige studiert und über
Wahnsinn philosophiert. Nicht Tintoretto. Wissend
und fühlend, dass der Ausdruck der Züge in solchen
Momenten nicht wiederzugeben ist und der Versuch
nur in falscher Verzerrung endigen kann, dass wenn
er sich oder uns zwischen diese verrückte Menge
stellte, keine Zeit wäre, den Ausdruck der Einzelnen
zu beobachten, begibt er sich dieses Mittels von vorn-
herein. Noch weniger verweilt er bei Einzelheiten
von Mord oder Todesqualen. Wir sehen kein Blu1
fließen, kein Erstechen, kein Gemetzel. Der ganze
Schauder ist dem Helldunkel, das alles umfasst, über-
tragen. Die Scene geht in dem äußeren Vorhof eines
Palastes vor sich. Der schlüpfrige Marmorboden is1
mit blutigen Schatten überflutet. Unsere Augen wer-
den blutunterlaufen und entsetzensstarr vor diesen