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setzen, ohne doch selbst fantasievoll zu sein. Was
in einem fantasievollen Werke unausgeführt bleibt,
geschieht absichtlich, weil der Maler die ganze Tiefe
und Gewalt seines Gegenstandes mitgeteilt hat und
mehr zu sagen verschmäht. Wo dies der Fall ist,
wird der Geist des Beschauers in eine bestimmte
Richtung gelenkt und von dem des Malers fortge-
rissen. Er kann sich nicht selbst behaupten und
keine eigenen Wege mehr wandeln. Die Bedeutung
des Werkes beruht auf der Wahrheit dieser unab-
weislichen Suggestion. Der Wert dieses Turnerschen
Werkes beruht auf dem Charakter der Kurven. Der
Schlangenleib beschreibt weder einen Halbkreis noch
ringelt er sich natterartig in kleinen Windungen.
Vielmehr gibt ihm die Bewegung gerade aus, die die
Fortbewegung eines enormen Gewichtes suggeriert
und dem herniedergebogenen Teil dies sprunghafte
Aussehen verleiht, jenen Eindruck des Entsetzens.
Ohne den dünnen Baumstumpf zur Linken bliebe das
Düster des Bildes wirkungslos; denn dieser Stamm
verleiht ihm Tiefe und l-Iohlheit. Alle Baumstämme
zur Rechten bilden gähnende, verzerrte Köpfe und
gespaltene Körper, und alles ringsum ist an drachen-
hafter Energie lebendig . . .
Und doch vermag ein solches Werk nicht zu wirken,
wenn man nicht jedem seiner Winke folgt. Es ge-
hört zwar weniger Talent als Aufmerksamkeit dazu,
der Direktive eines Bildes zu folgen; und doch wird
ein fantasievolles Werk nur von einer entsprechenden