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Wendung des wappenlosen Helmes und das Ausholen
des zurückgezogenen rechten Armes des Helden, ver-
kündet Sieg. Der Drache hat weder Klauen, Zähne,
Mähnen, noch stacheligen Schwanz. Wir sehen von
ihm wie von allem übrigen nur den mittleren Teil.
Das genügt. Das Grausen, das uns befällt, liegt in
der langsamen, schauerlichen, zermalmenden Fortbe-
wegung seines Schuppenpanzers, von dem Funke auf
Funke, Geringel nach Geringel ins Helle gleiten; d_er
matte Lichtschimmer streicht leise über das Ungetüm,
wird stärker und stärker, als ob immer mehr Grabes-
kerzen schneller und schneller entfacht würden. Noch
ein Augenblick und er bricht aus den abgebrochenen
Ästen auf uns ein in krachender Lohe und flammen-
der Glut. Aber wir fühlen im voraus, wie er als-
dann zum Nichts geworden sein wird.
Man muss genau die Wirkung, die aus der Fan-
tasie des Betrachtenden hervorgeht, von der unter-
scheiden, die auf der Fantasie des Künstlers beruht.
Oft findet man ein Werk fantasievoll, das nur der
Fantasie Spielraum gewährt. Obwohl dies fast alle
fantasievollen Werke tun, können es auch Werke her-
vorrufen, denen dies mangelt. Ein paar formlose
Striche oder zufällige Flecken auf einer Mauer; Wol-
kenbildungen und andere Zufälligkeiten veranlassen
die Fantasie, daraus eine Vorstellung zu prägen. Alle
Gemälde, in denen Düster und Geheimnis walten,
besitzen eine gewisse Erhabenheit, die sie dem Spiele
verdanken, in das sie des Beschauers Fantasie ver-