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Drachen haben wir ein zwar erbärmlich schwaches,
aber charakteristisches Beispiel für die mit Einzel-
heiten und Glätten beschäftigte Art der Geistreichig-
keit. Der Drache liegt vom Kopf bis zum Schwanz
vor uns, mit Geieraugen, Schlangenzähnen, gespaltener
Zunge, feurigem Rachen, Panzer, Klauen und so
scheußlich wie möglich zusammengerollt. Wir sehen
seine Höhle mit allen übrig gebliebenen Knochen darin,
und nah und fern die ganze wilde Waldlandschaft.
Wir verfolgen seine Laufbahn von Anfang bis zu
Ende; wir sind gegenwärtig bei seinen Vorbereitungen
Zum Angriff; wir sehen, wie er den Todesstreich em-
pfängt, und unsere Besorgnisse sind schließlich be-
ruhigt, da wir ihn friedlich auf dem Rücken liegend
erblicken. Trotzdem sind wir nicht wirklich von
Schauder durchbebt, noch ist uns der Kreatur eigent-
lich Wesen klar geworden. Es handelt sich nicht um
mehr als um eine hässliche Komposition von Klauen
und Schuppen. Danach betrachten wir Turners Jason
in seinem ,Liber Studiorum' und erkennen, wie die
Fantasie all das und noch viel mehr in einen Moment
zusammendrängt. Keine weite Waldlandschaft, keine
geheimen Wege, keine gespaltenen zweihufigen Berge.
Nur ein blasser horizontaler Streifen am Himmel, der
über fernen lieblichen Gefilden glimmt und durch
das wild wuchernde Dickicht einen gebrochenen
Lichtstrahl in den hoffnungslosen Schlund der Höhle
sendet. Kein flatternder Helmbusch, keine ge-
schwungene Lanze. Aber fester Wille liegt in der