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Unterschied von Fantasie und Geistreichigkeit; ein
anderer ist ihm gleich und entspringt daraus.
Die Fantasie ruht am Herzen der Dinge, hält sich
dort und bleibt still, ruhig und nachdenklich, alles
um sich her mit festem Blick erfassend. Aber die
Geistreichigkeit, die an den Außenseiten der Dinge
haftet, kann sie nicht alle zugleich erblicken. Sie
läuft hin und her, rund herum, um mehr und mehr
zu sehen. Wenn sie sich aber niederlässt, so ge-
schieht das nur auf einem Punkt, ohne das Ganze
zu umfassen. Von einzelnen Punkten aus kann sie
Analogien linden und Ähnlichkeiten entdecken, die
wahr sind, so weit es den Punkt betrifft, den sie im
Auge hat; aber falsch wären, wenn sie hindurch-
blicken könnte auf die andere Seite. Aber daran
liegt ihr nichts. Ihr genügt ein Berührungspunkt,
und selbst wenn eine Kluft dazwischen gähnt, springt
sie von einem Punkt zum anderen wie ein elek-
trischer Funke und funkelt am hellsten im Sprunge.
Diese Verschiedenheiten von Fantasie und Geist-
reichigkeit liegen nicht nur in der Art, wie sie
die Dinge anschauen, sondern selbst in der Zeit, die
sie darauf verwenden. Die Geistreichigkeit läuft am
liebsten hin und her in der Zeit und folgt gern langen
Reihen von Geschehnissen von einem Glied zum
anderen. Aber die Fantasie erfasst irgend ein Mittel-
glied, das das übrige in sich schließt, und lässt sich
dort nieder.
In Retschs Illustrationen zu Schillers Kampf mit dem