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Klarheit und Köstlichkeit des Wassers, frisch vom Ur-
quell, im Gegensatz zu dem dicken, warmen, abgestan-
denen Kanalwasser aus anderer Leute Wiesen.
Diese Frische ist aber noch kein untrügliches Zeichen
von Fantasie, sofern sie auch aus einer lebhaften
Betätigung geistreicher Einfälle hervorgeht, deren
Parallelfunktionen von denen der Fantasie notwendig
zu unterscheiden sind. Ich glaube, es wird sich
ergeben, dass der völlig fantasielose Geist nichts
schaut von dem, das er beschreibt oder bei dem
er verweilt. Er ist daher völlig außer stande, da
er selbst blind ist, irgend etwas dem Leser zur An-
schauung zu bringen. Geistreichigkeit erblickt nur
das Äußere und kann eine äußere Darstellung geben,
die deutlich, glänzend und reich an Einzelheiten ist.
Die Fantasie aber blickt ins Herz und macht die
innere Natur der Dinge fühlbar. Oft ist sie dun-
kel, geheimnisvoll und zusammenhanglos in der
Darstellung äußerer Einzelheiten. Da die Geist-
reichigkeit bei Äußerlichkeiten stehen bleibt, ist sie
gefühllos. Sie gehört zu den hartherzigsten geistigen
Fähigkeiten, oder ist reine Verstandessache. Sie
nimmt nichts ernsthaft und spielt mit dem scharfge-
schliffensten Werkzeug. Die Fantasie ist ihr Gegen-
teil. Sie kann nicht anders als ernsthaft sein, denn
ihr, Blick reicht zu weit; sie schaut zu tief ins
Dunkel, ins Hehre und Feierliche, um lächeln zu
können. Denn in dem Innersten eines jeden Dinges
ist ein Punkt, vor dem, wenn wir zu ihm hinab-