Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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seiner Spur, dann leitet es uns sicher an die Ur- 
statt des Bereichs der Seele, von wo aus wir alle 
Wege und Fußtapfen bis an ihre entlegensten Küsten 
finden. 
Ich glaube Francesca da Riminis Quel giomo piü 
non vi leggemo avante und Macduffs: „Er hat keine 
Kinder!" sind hierfür die denkbar schönsten Beispiele. 
Aber jede Zeile jener vier großen oben genannten 
Männer erbringt denselben Beweis. 
Der Schriftsteller dagegen ohne Fantasie, wie er nie 
ans Herz gedrungen ist, kann er es auch nicht rühren. 
Will er eine Leidenschaft schildern, dann überdenkt 
er ihre äußeren Merkmale. Er sammelt aus anderen 
Schriftstellern ihre Ausdrucksweise, er sucht nach 
Gleichnissen, er komponiert, übertreibt, häuft Wort 
auf Worte, Bild auf Bilder, bis wir unter der kalten 
unzusammenhängenden Masse aufstöhnen. Alles ist 
Reisig ohne Flamme. Kein Lebensodem durchgliiht 
es. Die Leidenschaft hat wohl die Gestalt des Le- 
viathan, aber ohne das Meer in seiner Tiefe kochen 
zu machen. Sie legt uns vor Anker in seiner schup- 
pigen Rinde. Unser Mitempfinden bleibt so untätig 
wie ein gemaltes Schiff auf gemaltem Meere. Und 
die Tugend der Originalität, nach der die Menschen 
haschen, ist nicht Neuheit, wie sie vergebens 
meinen; denn es gibt nichts Neues, es gibt aber 
Echtheit. Sie beruht auf dieser einzigen, herrlichen 
Möglichkeit an den Ursprung der Dinge zu gelangen 
und von da aus alles auszuwirken. Sie ist die Kühle,
	        
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