Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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schaffen, wenn er sich streng an sein Vorbild hält. 
Es wäre gut, wenn alle Künstler das täten; denn 
die Fantasie, die sie besitzen, dringt überall durch 
und offenbart sich in jedem Pinselstriche. Ohne sie 
versinken sie in Nichts, wenn sie die Natur ver- 
lassen. 
Die Natur ist immer fantasievoll. Daraus folgt aber 
nicht, dass ihre Fantasie sich immer auf hohe Dinge 
richte. . . . Es gibt z. B. wenige Landschaften, deren 
Harmonie sich nicht steigern ließe, wenn ein stören- 
der Punkt fortliele oder ein sympathetischer verstärkt 
würde. Die Fantasie verbannt alles überflüssige; aus 
vielen Fäden verschiedenen Fühlens, die sich in der 
Natur verwirren, greift sie nur einen heraus, und wo 
er dünn und zerreißbar ist, spinnt sie ihn fester; 
statt sich zu verknoten, verwebt er sich so mit neuen 
Fäden. Ihr Werk wirkt so rein und so wahr, wie 
die 
Natur 
selbst, 
und 
man 
rät 
auf 
sie 
nur 
3115 
ihrer 
Einfachheit. 
Ein 
weiteres 
Zeugnis 
für 
ein 
Werk 
der 
Fantasie ist, dass es immer wirkt wie unmittelbar aus 
der Natur hervorgegangen, während das fantasielose 
Werk Verknotungen und Fugen aufweist und die Will- 
kür seiner Komposition. 
Wenn etwas unnatürlich wirkt, beruht es nicht auf 
Fantasie. Oft lobt man unwahre Darstellungen als 
Erzeugnisse der Fantasie. Hierauf ein für allemal: 
Die Fantasie wagt sich nie an etwas heran, das nicht 
wahr wäre. Daraus folgt nicht, dass wo etwas den 
Schein der Wahrheit trägt, dies von der Fantasie be- 
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