255
men, und Unvollkommenheit unbegrenzt ist, ist die
Fantasie nie in Gefahr sich zu wiederholen. Nichts
ist ihr ungelegen; aber jeden rohen Stoff verwertet
sie am rechten Orte. Alle Dinge stehen an ihrer
Stelle, erscheinen vollendet und nichts ist über-
flüssig. In ihren Kombinationen waltet endlose Man-
nigfalfigkeit, und jedes widerspenstige und scheinbar
unnütze Element wird glänzend verwertet und der
Kern, um den sich neue, herrliche Gruppen scharen.
Sie hat das Leben und Feuer in sich, das, wo es
vorübergeht, ein Rauschen erweckt „und selbst T0-
tengebeine wieder zusammenkommen, ein jegliches
zu seinem Gebeine".
Und nun erkennen wir, welch hohe Übereinkunft
zwischen Fantasia und Theoria walten. Beide stim-
men darin überein, nichts abzuweisen und alles dank-
bar
aufzunehmen.
Die Theoria aber, oder die ästhetische Betrachtung
erwählt aus allem das Schöne, während die Fantasia
das Unvollkommene ergreift, das jene ablehnt. Mit
Hilfe von Ecken und Kanten vereint und verrammelt
sie die einzelnen Steine zu einem mächtigen Tempel,
in dem die Theoria wiederum ihre tiefste Huldigung
darbringt. So sympathisieren sie in ihrem Verlangen,
gehen in ihrem Verfahren übereinstimmend ausein-
ander und wirken eine für die andere mit dem, was
die andere nicht bedarf zur Erhebung der Außendinge
in ein höheres Bereich.
Bis hierher haben wir,
um
ganz
klar
ZU
sein,
den