Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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wächst; alle Rundungen macht er zierlich; es wird 
ihn aber quälen, dass sie alle einander so ähn- 
lich werden, und schließlich muss er um Gegen- 
sätze zu gewinnen einige ganz zerstören. Aber auch 
dann werden sie nicht einheitlich wirken, sondern 
unbehaglich vereinzelt und individuell übellaunig 
scheinen. Er tröstet sich aber damit, dass es un- 
natürlich 
wäre, wenn 
sie 
alle 
gleich vollkommen 
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sähen. 
Ich nehme an, dass er während dieses Prozesses 
bei jeder Einzelheit, die er der anderen allmählich 
anfiigt, sich genau auf seine Erinnerung oder An- 
schauung der Natur verlassen kann. Soweit es sich 
aber um Kombination handelt, ist es klar, dass von 
Anfang bis zu Ende seine Kenntnis der Gesetze ihn 
bewahrt, seine Freiheit der Wahl aber gequält hat. 
Nichts anderes hat ihn bestimmt, als was er tun 
dürfte oder nicht dürfte. Wie ein Trunkner ist er 
auf breiter Straße einher getaumelt. Die Zäune 
haben ihn geleitet; und je breiter der Weg, der 
zwischen ihnen hinlief, um so schwieriger sein Aus- 
schreiten. 
Ganz entgegengesetzt geht der fantasievolle Künstler 
vor. Er bekennt sich zu keinen Gesetzen. Er ver- 
achtet alle Schranken und reißt alle Zäune nieder. 
Nichts innerhalb der Grenzen natürlicher Möglich- 
keiten, das er nicht wagte oder dessen Notwendigkeit 
er nicht anerkennte. Die Naturgesetze versteht er; 
sie sind ihm keine Schranken. Sie sind seine eigne
	        
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