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wächst; alle Rundungen macht er zierlich; es wird
ihn aber quälen, dass sie alle einander so ähn-
lich werden, und schließlich muss er um Gegen-
sätze zu gewinnen einige ganz zerstören. Aber auch
dann werden sie nicht einheitlich wirken, sondern
unbehaglich vereinzelt und individuell übellaunig
scheinen. Er tröstet sich aber damit, dass es un-
natürlich
wäre, wenn
sie
alle
gleich vollkommen
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sähen.
Ich nehme an, dass er während dieses Prozesses
bei jeder Einzelheit, die er der anderen allmählich
anfiigt, sich genau auf seine Erinnerung oder An-
schauung der Natur verlassen kann. Soweit es sich
aber um Kombination handelt, ist es klar, dass von
Anfang bis zu Ende seine Kenntnis der Gesetze ihn
bewahrt, seine Freiheit der Wahl aber gequält hat.
Nichts anderes hat ihn bestimmt, als was er tun
dürfte oder nicht dürfte. Wie ein Trunkner ist er
auf breiter Straße einher getaumelt. Die Zäune
haben ihn geleitet; und je breiter der Weg, der
zwischen ihnen hinlief, um so schwieriger sein Aus-
schreiten.
Ganz entgegengesetzt geht der fantasievolle Künstler
vor. Er bekennt sich zu keinen Gesetzen. Er ver-
achtet alle Schranken und reißt alle Zäune nieder.
Nichts innerhalb der Grenzen natürlicher Möglich-
keiten, das er nicht wagte oder dessen Notwendigkeit
er nicht anerkennte. Die Naturgesetze versteht er;
sie sind ihm keine Schranken. Sie sind seine eigne