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Auges, die der Braue und Nase; diese, die von Stirn
und Lippen, diese, die von Kinn und Kopf u. s. w.,
so dass es physisch unmöglich ist, irgend eins dieser
Glieder ohne seine Beziehung zum ganzen Tiere zu
schauen. Da diese Beziehungen notwendig und kom-
pliziert sind, und keinerlei Ungenauigkeit oder Lizenz
gestatten, erliegt der Intellekt dieser Last und bleibt
bloß auf Komposition angewiesen. Er lässt Vogel-
littiche aus menschlichen Schultern wachsen, oder
den Menschenleib aus dem halben Rumpfe eines Pfer-
des. Das ist keine Schöpfung der Fantasie, nur des
Geistes, obwohl die Fantasie in Behandlung und Zu-
sammensetzung der Gestalt stark beteiligt sein kann.
Will der fantasielose Maler einen Baum zeichnen,
so entwirft er wahrscheinlich eine allgemeine Form,
die ihm charakteristisch für den betreffenden Baum
und angenehm in der Wirkung auf die anderen Teile
seines Bildes erscheint. Er findet nun sicherlich, dass
alles anders aussieht als er beabsichtigte, und wird
an seiner Linienführung hin und her ändern . . . Da
er weiß, dass drei oder vier Zweige, die von dem-
selben Punkt ausgehen, konventionell wirken, stellt
er einen über den anderen; und weil gleiche Entfer-
nungen ungehörig sind, stellt er sie in ungleiche Ent-
fernungen . . . Er hält auch Unterschiede des Cha-
rakters für angezeigt; er verleiht einem Baume ein
anmutiges Neigen, und spaltet den anderen . . . x Und
So bis ins Einzelste hinein. Wo er Laub aufsetzt,
lässt er es in der Richtung fl-uten, in der der Baum