Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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strakter Schönheit, die der Geist des Künstlers zu- 
sammenfasst. Das würde aber keine Harmonie er- 
zeugen. Wir sahen in dem Kapitel über Einheit, 
dass Gleichheit die Harmonie oder Einheit der Dar- 
stellung aufhebt; dass Verschiedenheit sie nicht un- 
bedingt gewährt, sondern allein jene Unvollkommen- 
heit der Einzelheiten, die nur durch eine ihr ent- 
sprechende Unvollkommenheit ergänzt wird. Soll die 
Kombination harmonisch wirken, so muss der Künstler 
jede Einzelheit soweit unvollendet lassen, dass eine 
andere sie ergänzen kann. Wenn ihm dies gelungen 
ist, dann hat er einen schönen Erfolg erzielt. Er hat 
ein Ganzes, einen in seinen Einzelteilen lebendigen 
Organismus erzeugt:  er ist ein Schaffender. 
Wo nicht, dann mögen seine Einzelzüge so schön, 
einander so ähnlich oder entgegengesetzt sein, wie 
sie wollen, sie bilden kein Ganzes. Sie sind zu- 
sammengeleimte Glieder und nicht mehr als das Werk 
eines Schreiners oder Zimmermanns. 
Da die Möglichkeiten in sich unvollkommener Einzel- 
züge unendlich sind, kann der Künstler sie unmöglich 
alle ausprobieren. Darum muss er sie in ihrer Be- 
ziehung zu einander zugleich schauen. Dies vermag 
die Fantasie; das was mit Recht so heißt. Die 
associative Fantasie, die die Dinge mit einander 
verknüpft, ist die größte mechanische Fähigkeit des 
menschlichen Intellekts, die bei genauerer Betrachtung 
immer wunderbarer wird. Aus einer unendlichen 
Menge erwählt sie zwei Vorstellungen, die einzeln 

	        
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