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lich wie die Natur selbst, kann er aber verfügen, wie
er es über die Natur nicht vermag. Er entbietet, wel-
ches er will, und wenn irgend eine Gruppe, die er
nach der Natur aufgenommen, nicht nach seinem Sinn
ist, steht es ihm frei, einige Teile des Bildes aus-
zumerzen und das Ganze neuzugestalten. Das heißt
komponieren. An dem edlen Bereich der Fantasie
aber hat es keinen Teil.
Dies Komponieren besteht wesentlich in folgendem:
Der Geist, der neue Züge in das von der Erinnerung
bewahrte Bild aufnehmen möchte, entbietet die, welche
er bedarf. Daraus wählt er die geeignetsten und ver-
sucht solange hin und her, bis er gefunden hat, was
ihn befriedigt. Hat er wenig Einsicht, dann wählt er
nur die, welche ihm absolut schön oder interessant
erscheinen, ohne Rücksicht auf ihre innere Beziehung
zu einander. Derart ist Claude Lorrains ,Mulino'.
Hat
auf
der
das
Künstler höheres Empfinden, dann merkt er
Zusammenstimmen oder den Kontrast der
Einzelziige. Je nachdem trifft er seine Auswahl
unter Ähnlichkeiten oder Gegensätzen. Hier schaltet
er aus, dort fügt er ein. Hat er so die kleinsten
Einzelheiten herausgearbeitet, ohne dass eine Linie
mehr die andere nachahmt oder eine Gruppe der
anderen gleicht dann hat er ein befriedigendes Re-
sultat erzielt.
Dieser Prozess vollzieht sich schneller, erfolgreicher
oder langsamer je nach des Künstlers Anschauung
und Associationstalent. Dieses hängt wieder von