VON
DER
ASSOCIATIVEN
FANTASIE
Einige Tatsachen erfasst das Gehirn als gedankliche
Erkenntnis, nicht aber als Anschauung, z. B. dass ein
Ding schwer oder leicht und dass es 81f4 Zoll lang
ist. Die genaue Länge stellt man sich zwar nicht
vor, aber doch ungefähr ein Maß zwischen 7-9 Zoll,
und ohne dabei an einen bestimmten Gegenstand zu
denken. Andere Dinge bewahrt das Gehirn in sicht-
barer Gestalt, die ihm nicht immer gegenwärtig sind,
aber sobald man will, einem in dieser oder jener
Form und Farbe auftauchen, z. B. die Gestalt einer
Rosenknospe, die man schwer mit Worten schildern
könnte. Diese für das innere Auge sinnlich wahr-
nehmbare Erkenntnis nenne ich Anschauung. Es gibt
Künstler, die einen unendlichen Reichtum derartiger
Anschauungen in sich tragen. Sie können jederzeit
über alles, was sie je gesehen, verfügen, und es mit
absoluter Sicherheit und Genauigkeit bis auf die klein-
sten Einzelheiten auf das Papier bringen. Das Schaffen
eines solchen Künstlers vollzieht sich in ganz der-
selben Weise, wie er der Natur gegenüber nach-
schaffen würde; nur, dass er das Bild seiner Erinne-
rung nachbildet statt der Wirklichkeit. Er ist daher
nur ein Kopist. Die Fantasie ist an seinem Schaffen
unbeteiligt. Über diese Bilder, so lebendig und deut-