Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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eines Tones. Obwohl nun Schillers Behauptung nicht 
positiv zugegeben wird, scheint sie doch praktisch 
in dem Tun und der Lehre frommer Männer zum 
Ausdruck zu kommen, die, wenn sie uns Gottes Liebe 
preisen, nur selten Bezug nehmen auf die Dinge, in 
denen sie sich am meisten und unmittelbarsten er- 
zeigt. Sie bestehen darauf, dass Gott Brot, Unterhalt 
und Gesundheit gewähre, was er aller untergeordneten 
Kreatur verleiht; aber sie verlangen nicht, dass wir 
ihm für die Herrlichkeit seiner Werke danken, die 
er allein den Menschen befähigt hat wahrzunehmen. 
Sie ermahnen uns, im Kämmerlein anzubeten, aber 
sie senden uns nicht in der Abendkühle auf die 
Felder. Sie verweilen bei der Pflicht der Selbstver- 
leugnung, aber stellen uns Bewunderung und Ent- 
zücken nicht als Pflicht dar. Gründe hierfür gibt 
es genug in den Kämpfen und der Arbeit eines 
ernsten Geistes, der in seinen Anstrengungen, die 
Menschen aus äußerstem Elend zu lösen, oft nicht Zeit 
hat auf anderes zu achten als auf das nackte Leben. 
Ich aber glaube, dass weniger Schwachheiten, Trüb- 
sale, Eitelkeiten, Irrungen und Sünden, die oft die 
Wirksamkeit der frömmsten Menschen lähmen, vor- 
handen wären, wenn sie in ihrem Kampf mit der ge- 
fallenen Natur mehr Hilfe suchten bei der unzerstörten 
Natur. Die eigentliche Ursache der Gefühlsstumpf- 
heit gegenüber der Herrlichkeit des Grases und der 
Blume liegt weniger im Eifer der Arbeit, im Ernst 
des Mitleids oder himmlischen Verlangens als in der
	        
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