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liche Antlitz die Blässe des Reiters der Vernichtung
und die fahle Asche der Hölle. Von allen Gegen-
ständen künstlerischer Darstellung sind daher keine
so faul und abscheulich als die von Furcht und Grau-
samkeit. Es muss in ihnen, ich weiß nicht was für
eine sympathische Anziehungskraft für niedrig feige
Seelen liegen, die überall die gemeinsten sind. Da
sie leicht von Menschen darzustellen sind, die fast
nichts vermögen, werden sie oft von der Herde
unfähiger und profaner Maler behandelt, wie in der
monströsen Missgeburt des ersten Saales im Louvre,
die Sintflut genannt. . . . Dasselbe Empfinden ist in
den vielen Wiederholungen der Hölle vorhanden, die
in Italien so oft vorkommen.
Besonders bei Orcagna im Campo Santo, wo die paar
Figuren in der Höhe, die nicht übermalt sind, groß
wirken durch Strenge der Zeichnung und ihren Aus-
druck duldender Verzweiflung, während der Ausdruck
der unteren, von Solazzino übermalten Gestalten auf
Ströme vergessenen Blutes hinweist. Dasselbe gilt von
der Hölle in Santa Maria Novella und in der Arena-
Kapelle; nicht zu reden von den fürchterlichen Pas-
sionsbildern, mit denen der gewöhnliche Katholizismus
von jeher gesucht hat die blutigen Sympathien seiner
unwissenden Herde zu erwecken. Über diese Fäulnis
reden wir nicht weiter, da ihre Vorstellung schon Ent-
weihung ist. Im Katholizismus hat von jeher eine krank-
hafte Tendenz zur Betrachtung körperlicher Pein ge-
legen, weil man ihr Heilkraft zuschrieb. Wie jeder