222
und
und
feinem Gefühl ergibt sich eine Anmut des Tuns
damit der Form, die keine Disziplin lehren
könnte.
Drittens gibt es einen Seelenzustand, der bestimmten
Zügen körperlicher Schönheit widerstrebt. Wo näm-
lich der Geist das Fleisch verzehrt, die religiöse Glut
sich ihren Weg zum Himmel brennt und ihr irdisches
Gehäuse vernichtet. Wo das Sterbliche sich dem
Unsterblichen so völlig unterwirft, dass eine idealere
Herrlichkeit von vielleicht reinerer und höherer Ord-
nung in die Erscheinung tritt, als in einer vollkommen
schönen leiblichen Gestalt. Es strömt etwas höheres
von Paulus schwachem Körper aus, als von des
jugendlich schönen, bräunlichen David Gestalt. Es
gibt ferner ein Ideal der Autorität, des Gerichts, der
Liebe, der Vernunft und des Glaubens; doch lassen
sich diese Ideale nicht in einer Gestalt kombinieren.
Nicht als müsste der gerechte Richter unfähig zur
Liebe sein, noch der König unfähig zu Gehorsam.
Aber die Emotionen, die in einem Menschen am
meisten Oberhand gewinnen, drücken dem Körper
ihren Stempel auf und machen das Individuum mehr
und mehr für seine Wiederholung empfänglich. Noch
weniger können die Unterschiede von Alter und Ge-
schlecht, obwohl scheinbar nur endlicher Natur, v'on
jeder Konzeption menschlichen Ideals verbannt wer-
den. David, bräunlich und schön von Angesicht, ist
nicht idealer als David, der im Alter, auf seinen
Diener gestützt, geläutert in sein Königreich heim-