Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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und 
und 
feinem Gefühl ergibt sich eine Anmut des Tuns 
damit der Form, die keine Disziplin lehren 
könnte. 
Drittens gibt es einen Seelenzustand, der bestimmten 
Zügen körperlicher Schönheit widerstrebt. Wo näm- 
lich der Geist das Fleisch verzehrt, die religiöse Glut 
sich ihren Weg zum Himmel brennt und ihr irdisches 
Gehäuse vernichtet. Wo das Sterbliche sich dem 
Unsterblichen so völlig unterwirft, dass eine idealere 
Herrlichkeit von vielleicht reinerer und höherer Ord- 
nung in die Erscheinung tritt, als in einer vollkommen 
schönen leiblichen Gestalt. Es strömt etwas höheres 
von Paulus schwachem Körper aus, als von des 
jugendlich schönen, bräunlichen David Gestalt. Es 
gibt ferner ein Ideal der Autorität, des Gerichts, der 
Liebe, der Vernunft und des Glaubens; doch lassen 
sich diese Ideale nicht in einer Gestalt kombinieren. 
Nicht als müsste der gerechte Richter unfähig zur 
Liebe sein, noch der König unfähig zu Gehorsam. 
Aber die Emotionen, die in einem Menschen am 
meisten Oberhand gewinnen, drücken dem Körper 
ihren Stempel auf und machen das Individuum mehr 
und mehr für seine Wiederholung empfänglich. Noch 
weniger können die Unterschiede von Alter und Ge- 
schlecht, obwohl scheinbar nur endlicher Natur, v'on 
jeder Konzeption menschlichen Ideals verbannt wer- 
den. David, bräunlich und schön von Angesicht, ist 
nicht idealer als David, der im Alter, auf seinen 
Diener gestützt, geläutert in sein Königreich heim-
	        
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