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fühlen.
Wenn
sich
der
Verstand
abmüht
und
wie
ein
Maulwurf
einwühlt,
statt
die
Kräfte
des
Men-
sehen zu konzentrieren, zu beherrschen und von
seinem Thron aus zum Licht emporzudringen, ist er
unvereinbar mit dem vollen Pulsschlag des Herzens.
Daher sind in dem Schnitt des menschlichen Antlitzes
nur die von Pein verhärteten Linien, von Anstren-
gung starren Konturen und durchfurchten Züge, mit
dem Ausdruck moralischen Empfindens unvereinbar.
Eine zur Gewohnheit gewordene Selbstbeherrschung,
die auch die Blicke zügelt, ernstes Denken, das sich
der Stirn aufgeprägt hat, können sich dagegen wohl
mit Emotionen verschmelzen, welche die Beglaubi-
gung und Ruhe eines höhern Ursprungs an sich
tragen.
Solcher
Schönheit
allein
sind
die Menschen
untertan.
Wer es nicht herausfühlt, dem können keine Worte
erhellen, mit welch göttlichen Linien und Lichtern die
Ausübung der Gottseligkeit und Barmherzigkeit, die
härtesten und kältesten Züge veredeln und umwan-
deln kann, noch welcher Dunkelheit ihr Mangel
die lieblichsten überantwortet. Es gibt keine Tugend,
deren Ausübung, selbst momentan, nicht den Zügen
neue Schönheit verliebe. Nicht auf sie allein, son-
dern auch auf den ganzen Leib erstrecken sich die
Wirkungen der Intelligenz und der moralischen Fähig-
keiten. Die geringsten, unbedeutendsten Bewegungen
und Gebärden, so verschieden sie seien, sind Aus-
druck der Seele, der sie entströmen. Aus Sanftmut