Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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heben sie den abstumpfenden, ertötenden Signaturen 
von Trägheit und Sinnlichkeit. Sie verleihen den 
Ausdruck von Energie und Intensität. Wie manches 
Antlitz schöner Frauen ist verdorben, wertlos, schal 
und leer durch Ausdruckslosigkeit. Geist kündet 
sich im Blick des Auges, in Wölbung und Ent- 
wicklung der Stirn. Einige Geisteskräfte schließen 
einander aber geradezu aus. Schlauheit ist z. B. 
unvereinbar mit sympathetischer Feinfühligkeit, und 
hohe analytische Begabung mit hoher Fantasie. Wo 
sie sich aber in einem Menschen zusammenfinden, 
können sie sich nicht seinen Zügen einprägen. In 
der äußeren Signatur müsste eins das andere auf- 
heben. Es gibt Vorzüge der äußeren Bildung, die 
mit vorwiegenden Fähigkeiten des Gehirns und sei- 
ner geistigen Arbeit korrespondieren, z. B. scharfer, 
durchdringender Verstand, schnelle, überlegene Auf- 
fassung, die sich in Stirn und Auge künden. Diese 
äußeren Vorzüge der Formen können idealer Natur 
sein, namentlich wo sie die vornehmsten Geisteskräfte 
widerspiegeln. 
Zweitens handelt es sich um die Wirkung moralischen 
Empfindens auf Ziige und Gestalt. Auf den Verstand 
 immer zu dessen Gunsten. Denn Selbstsucht 
urteilt nie gerecht, sie ist blind in Wertung aller 
Dinge. Ebensowenig Zorn, der die Vernunft über- 
wältigt und überschreit, noch Sinnlichkeit, die sie 
überwuchert und erstickt; noch Aufregung, denn sie 
hat nicht Zeit zu vergleichen; noch Feindschaft, denn
	        
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