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heben sie den abstumpfenden, ertötenden Signaturen
von Trägheit und Sinnlichkeit. Sie verleihen den
Ausdruck von Energie und Intensität. Wie manches
Antlitz schöner Frauen ist verdorben, wertlos, schal
und leer durch Ausdruckslosigkeit. Geist kündet
sich im Blick des Auges, in Wölbung und Ent-
wicklung der Stirn. Einige Geisteskräfte schließen
einander aber geradezu aus. Schlauheit ist z. B.
unvereinbar mit sympathetischer Feinfühligkeit, und
hohe analytische Begabung mit hoher Fantasie. Wo
sie sich aber in einem Menschen zusammenfinden,
können sie sich nicht seinen Zügen einprägen. In
der äußeren Signatur müsste eins das andere auf-
heben. Es gibt Vorzüge der äußeren Bildung, die
mit vorwiegenden Fähigkeiten des Gehirns und sei-
ner geistigen Arbeit korrespondieren, z. B. scharfer,
durchdringender Verstand, schnelle, überlegene Auf-
fassung, die sich in Stirn und Auge künden. Diese
äußeren Vorzüge der Formen können idealer Natur
sein, namentlich wo sie die vornehmsten Geisteskräfte
widerspiegeln.
Zweitens handelt es sich um die Wirkung moralischen
Empfindens auf Ziige und Gestalt. Auf den Verstand
immer zu dessen Gunsten. Denn Selbstsucht
urteilt nie gerecht, sie ist blind in Wertung aller
Dinge. Ebensowenig Zorn, der die Vernunft über-
wältigt und überschreit, noch Sinnlichkeit, die sie
überwuchert und erstickt; noch Aufregung, denn sie
hat nicht Zeit zu vergleichen; noch Feindschaft, denn