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Wicklung zu finden, als bei den Vögeln unter dem
Himmel und den Fischen im Wasser. Aber in den
Individuen des Menschengeschlechts sehen wir keine
Schönheit, die sich in feststehenden, gleichartigen
Typen äußerte. Dagegen walten böse Unterschiede,
und wir gewahren im Menschen mannigfache, schreck-
liche Ziige der Erniedrigung. Wir sehen ihn durch
Krankheit entstellt, durch Herrschaft der Sünde be-
fleckt, von Leidenschaft verzerrt, von Armut belastet,
von Schmerz beschattet und von Reue gebrandmarkt.
Intellekte ohne Kraft, Herzen ohne Hoffnung, von
irdischer und teuflischer Gesinnung erfüllt. Gebein
von Jugendsünden erschlafft, die Himmel enthüllen
ihre Missetat, die Erde steht auf wider sie, ihre
Wurzeln sind vertrocknet und ihre aufstrebenden
Zweige abgehauen. Wohl uns, wenn wir, nachdem
wir unser Angesicht im Spiegel beschaut, nicht zu
vergessen wünschen, was für Menschen wir sind. . . .
Wir sehen erstens, wie die Vorstellung des körper-
lichen Ideals erreicht wird.
Das Ideal der hohen, edeln Seele, das sich den Zü-
gen aufprägt, erschließt sich nicht der Fantasie, son-
dern der Seele, die es erblickt, weil sie selbst nach
dieser Güte strebt. Ohne dieses Verlangen würde
sie es nicht in andern schauen. Und doch ist keine
Seele so gesunken, um nicht in gewissem Maße den
Eindruck seelischer Schönheit auf menschlichen Zügen
wahrzunehmen.
Wie die menschliche Idealgestalt am ehesten zu ver-