Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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Blätter eine höhere, reichere Entwicklung finden. 
Aber das Ideal der Pflanze kommt nur vor in den 
obersten losen Steinen der Moräne, in voller Einsam- 
keit; benässt von dem kalten, unfreundlichen Herab- 
tropfen des Gletscherwassers und zitternd, wenn der 
lose, steil abfallende Staub, an den sie sich klammert, 
mehr und mehr nachgibt und von ihren Wurzeln 
fortkrümelt. Wie aber ist dieser ideale Schönheits- 
begriff vereinbar mit dem wohltuenden Eindruck von 
Glückseligkeit der Kreatur? Die Antwort lautet: 
Die wahre und echte Glückseligkeit jeder Kreatur 
liegt grade in der Ausübung ihrer charakteristischen 
Obliegenheit, und in den Anstrengungen, durch welche 
ihre Kraft und die ihr eignende Energie entwickelt 
wird. Die Ruhe, die wir jeder Schönheit notwen- 
dig erachteten, ist eine Ruhe, nicht der Erschöpfung, 
nicht des Überllusses noch der Unentschlossenheit, 
sondern die Ruhe herrlicher Energie und lebendigen 
Seins. Im Handeln  die Ruhe entschlossenen Ver- 
trauens; eine Ruhe, die das Bewusstsein erfüllter 
Pflicht und errungenen Sieges verleiht. Diese Ruhe 
und dies Glück kann gedeihen, sowohl in Sturm und 
Anfechtung, wie an den Wassern des Trostes. Sie 
weicht nur dann, wenn die Kreatur sich selbst untreu 
oder von Umständen bedrängt wird, die ihrem Wesen 
unangemessen und widrig sind, ein Kampf, für welchen 
sie weder ausgerüstet noch bestimmt war. Die Ruhe 
der Gemse, die sich atemlos auf ihrem granitnen 
Lager ausstreckt, ist etwas Herrliches, aber nicht die
	        
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