214
völlig zerstörter und ausgerotteter Pflanzen, sondern
in der richtigen Erfüllung ihrer schweren Pflicht, im
vorwärts Klimmen an Stätten verlorener Hoffnung,
wo sie allein Zeugnis ablegen können für die Freund-
lichkeit und Gegenwart des Geistes, der Ströme aus
den Felsen schlägt und die Täler mit Korn bedeckt.
Und hier, auf diesem Wachtposten, und nur hier, wo
nichts ihretwegen fortgenommen oder verletzt wird,
wo nichts ihren Thron usurpiert, hier ist die Stätte,
wo ihre Stärke, Schönheit, Preis und Güte vor Gott
wert erachtet wird.
Das erste Mal, als ich die Soldanella alpina erblickte,
stand sie zu prächtiger Größe entwickelt auf einer
sonnigen Alpenwiese, zwischen Geum montanum und
Ranunculus pyrenaeus. Ich bemerkte sie nur, weil
sie mir neu war, noch fand ich ihre gespaltene Blüte
besonders schön. Einige Tage später fand ich sie
allein, unter vom Winde gejagten höheren Wolken
und dem Heulen von Gletscherwinden. Sie brach
durch die Spalte einer Lawine, die auf ihrem Rück-
zug den neuen Boden braun und steril zurückgelassen
hatte, wie vom Feuer verdorrt. Die Pflanze war
arm und schwach und scheinbar erschöpft von ihren
Anstrengungen; aber jetzt verstand ich ihren idealen
Charakter, erkannte ihre hohe Aufgabe und den Rang
ihrer Herrlichkeit unter den Konstellationen der
Erde. Die Ranunculus glacialis könnte vielleicht durch
Kultur von ihrer toten, leichenhaften Blässe erlöst
werden zu einem reineren Weiß, und ihre zerlumpten