Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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der Fantasie existieren. Denn, existierten sie tatsäch- 
lich und wirklich, so wäre es nicht richtig, sie ideal 
zu nennen; man bezeichnete sie alsdann besser als 
charakteristisch, oder allgemein, und beschränkte das 
Wort ideal auf die Wirkungen der Fantasie und auf 
das Resultat ihrer vollkommenen oder unvollkomme- 
nen Gestalten. Aber das Wort ideal ist so lange und 
allgemein in dieser Bedeutung angewandt, dass wir 
notwendig dabei bleiben müssen. 
Ich beginne die landläufige Auffassung des Ideals zu 
erläutern an Beispielen von Austern und Napf- 
muscheln. Unter vielen werden sich immer einige 
so vollkommene Exemplare finden, dass es überflüssig 
wäre, ein vollkommenes Austernideal zu bilden, indem 
man die Züge verschiedener Austern mit einander 
zu einer verschmölze. Dasselbe gilt für Vögel und 
Fische derselben Gattung. Die Idealität dieser Ge- 
schöpfe besteht in der vollkommenen Entwicklung 
aller Kräfte und Fähigkeiten der Kreatur als solcher, 
und ist unvereinbar mit ihrer zufälligen oder unvoll- 
kommenen 
Entwicklung. 
Die Bedingungen der Idealität in der Pflanzenwelt 
sind aber andere. Unter vielen Primeln und Veilchen 
würde die Mehrzahl ihrem Ideal entsprechen. Aber 
in der Formation komplizierter Pflanzen, z. B. der 
Eichen, walten dauernd große Unterschiede. 
Die sogenannten schönen Eichen, die sich in Parks 
und an geschützten Orten voll entwickeln können, 
sind andere als die armen und gemeinen Eichen, für 
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