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das eigene verlassene Grab, und fast vergehend vor
Müdigkeit nach so schwer errungenem Sieg. Ein
Eindruck von Lieblichkeit, ganz verschieden von dem,
den das tote Eis und die wandernde Wolke hervor-
ruft. Denn hier dringt ein Ruf an unsere Sympathie,
es zeigt sich uns das Abbild eines moralischen
Zwecks und Vollbringens. Und wenn die Kreatur
auch unbewusst zu uns redet, wir können doch nicht
hören ohne gerührt und zur Anbetung gestimmt zu
werden.
In der ganzen organischen Schöpfung stellt jedes
Wesen, dessen Zustand vollkommen ist, gewisse Er-
scheinungen oder Beweise der Glückseligkeit dar.
Durch die Sympathie, die wir mit dem wirklichen
oder vermeintlichen Glück aller organischen Wesen
empfinden, und der Freude darüber, kommen wir
dazu, die lieblichsten für die glücklichsten zu er-
achten; und auf Grund unsres moralischen Bewusst-
seins teilen wir die Kreaturen ein nach dem Bei-
spiel, das sie uns geben, oder der Warnung, die sie
uns erteilen, und erachten die höchsten für die
schönsten.
Diese Auffassung der Dinge bildet die Voraussetzung
der edlen „theoretischen" Fähigkeit . . . .
Es ist wohltuend, von der Freundlichkeit und Demut
des heiligen Franziskus von Assisi zu lesen, der nie
zu einem Vogel, Zikade, ja selbst zum Wolf und Raub-
tier anders als zu seinen Brüdern sprach. Daher
gibt es für mich nichts Zerstörenderes für die ästhe-