Volltext: Moderne Maler (Bd. 11/12 = Bd. 1/2)

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so gering wir es auch oft anschlagen  Ursache zum 
Dank erblicken, Grund zur Hoffnung, Anker des Glau- 
bens, mehr als in all den andern mannigfaltigen Früch- 
ten und Führungen, mit denen Gott die Jahre krönt 
und die Pfade der Menschen schmückend umhegt? 
VON 
DER 
SCI-IÖNHEIT 
DES 
LEBENS 
RELATIVITAT 
IHRE 
[In diesem Kapitel kommt das ganz moderne Em- 
pfinden zum Ausdruck, dass jedes Ding erst durch 
Spezialisieren und Individualisieren zu seiner höchsten 
Entfaltung komme, in der es seine besondere Auf- 
gabe erfüllen könne.] 
Ich untersuche zunächst jene Art Schönheit, die an 
lebenden Dingen in der Erfüllung ihrer Obliegenheiten 
in die Erscheinung tritt. Ich habe schon das Bei- 
spiel einer sehr reinen und hohen symbolischen Schön- 
heit angeführt, die man in den Linien und Abstufungen 
fleckenloser Schneemassen findet. Wenn wir Anfang 
Mai in den niederen Alpen an die Ecke eines Schnee- 
feldes gelangen, werden wir darin ziemlich sicher 
zwei oder drei runde kleine Öffnungen bemerken, 
und daraus unerwartet eine zarte, schlanke, schwer- 
mütige Blume auftauchen sehen, die Soldanella alpina, 
deren kleine dunkelpurpur umSäümtß Glocke sich 
nieder senkt und schaudert über die Eisspalte, durch 
die sie emporgeklommen ist, wie verwundert über
	        
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