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der Schönheit symbolisiert zu werden, und ich sehe
keine vernünftige Verbindung zwischen ihnen und der
Vorstellung von Fleckenlosigkeit der Materie; noch
zwischen dieser Vorstellung und einer der Tugenden,
die die Gerechtigkeit des Menschen ausmachen, aus-
genommen vielleicht die von Wahrhaftigkeit und Auf-
richtigkeit, die mehr von der Durchsichtigkeit als der
bloßen Reinheit der Materie symbolisiert werden.
Danach halte ich die Anwendung der Termini Rein-
heit, Fleckenlosigkeit und dergleichen in moralischen
Dingen für ausschließlich metaphorisch. Wir illu-
strieren diese Tugenden eher, weil wir materielle
Reinheit für wünschenswert halten, als dass wir
materieller Reinheit begehrten, weil sie diese Tugen-
den versinnbildlichte. Die einzige Vorstellung, die
meiner Meinung nach legitim mit Reinheit der Ma-
terie verbunden werden kann, ist die einer organi-
schen, energischen Verbindung ihrer Teile unter-
einander. Gerade wie die Vorstellung der Fäulnis
mit Auflösung und Tod. So wird die Reinheit des Fel-
sens, im Kontrast zu der Fäulnis von Staub und M0-
rast, mit dem Epithet "lebendig" seltsamerweise in fast
allen Sprachen belegt; seltsam, weil lebendig fast das
letzte Attribut ist, das man dem Stein beilegen würde,
wenn nicht wegen dieser Energie und der Verbindung
von Einzelheiten, die daran sichtbar wird. Ebenso
wie man von fließendem im Gegensatz zum stehen-
den Wasser oder zum Sumpfe spricht. Und ich
glaube nicht, so rein ein Pulver oder Staub auch sei,