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eben so schön, sind weniger auserlesen in ihrer Zu-
sammenstellung. Aber ich halte Durchsichtigkeit und
Glanz, schön an sich, für unvereinbar mit höchster
Schönheit, denn sie heben die Form auf, auf deren
völliger Wahrnehmung der göttlich symbolische Cha-
rakter mehr beruht als auf seiner Farbe. Darum ist
die
Schönheit
VOIl
Schnee
und
Fleisch
T1111"
SO
weit
durchsichtig, als mit völlig deutlichen Formen ver-
einbar ist; intensivere Eindrücke an Licht und Durch-
sichtigkeit gewinnen wir dagegen an Objekten, die
wegen ihrer notwendig unbemerkbaren Gestalt nicht
vollkommen und nicht ergreifend schön sind. Eine
schöne Stirn überstrahlt ihr diamantnes Diadem. Das
Sprühen des Wasserfalls lenkt unsere Augen in der
Abendstille nicht ab von schneeigen Gipfeln.
Es könnte seltsam erscheinen, dass ich noch nicht
von Reinheit in dem Sinne gesprochen habe, in dem
sie am häufigsten angewandt wird, als Symbol der
Sündlosigkeit. Die häufige Art der heiligen Schrift,
Reinheit als Gleichnis anzuwenden, mag großen Ein-
fluss auf unsere Vorliebe für sie haben. Wenn aber
Schönheit wirklich in Symbolen göttlicher und
nicht menschlicher Attribute besteht, sehe ich nicht,
wie die Vorstellung von Sünde mit Ehrfurcht vor
Gott vereinbar ist. Beruht sie doch auf einer Ideen-
Verbindung, die wir von uns auf ihn übertragen, und
die durchaus nicht zu Seiner abstrakten Natur in Be-
ziehung steht. Gottes
Gnade dagegen scheinen
Liebe, Barmherzigkeit und
mir durch andere Qualitäten