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Begriff ganz materieller Natur und wird der Farbe
nur beigelegt, wenn ihr die Bedingung der Materie
suggeriert werden kann, von der die Vorstellung der
Reinheit ursprünglich ausgeht. Denn ich sehe nicht
ein, wie im abstrakten Sinn eine Farbe reiner zu
erachten sei als eine andere, da uns Reinheit oder
Unreinheit in den zusammengesetztesten und neu-
tralsten Farben, wie in den einfachsten bewusst ist.
Reinheit ist eine schwer zu delinierende Qualität, ich
möchte sie als Symbol der Energie bezeichnen. Denn
wenn wir sorgfältig die Art unsrer Vorstellung von
Unreinheit zerlegen, entdecken wir, dass sie uns am
deutlichsten in Korruption und Verfall jeder Art ent-
gegentritt, wo Teile, die einmal durch ihre gegen-
seitige Wirkung auf einander ein lebendiges und
energisches Ganze bildeten, auf völlige Passivität
reduziert sind, worin sie stückweise von dem ange-
eignet
werden,
das
sie
gerade
braucht,
ohne
Wider-
standskraft oder eigene Energie zu besitzen. Darin
liegt das besonders Peinliche, das mit Verbindungen
von anorganischer und organischer Substanz verbun-
den ist, und letzterer Untätigkeit und Schwäche aus-
drücken, so, dass Dinge, die nicht faul an sich sind,
so empfunden werden, so bald sie mit Dingen in
Verbindung treten, denen eine größere, innere Energie
innewohnt. Staub und Erde erweckt als Masse kein
peinliches Empfinden; dagegen wirken sie widerwärtig,
wenn sie das Fell eines Tieres besudeln, als Zeichen,
dass die Lebenskraft und Gesundheit der Haut er-