s. VON DER RUHE ODER DEM SYM-
BOL GÖTTLICHEN BEHARRENS
Ruhe ist eines der menschlich ursprünglichsten, un-
abweisbarsten Bedürfnisse. Im Gegensatz zu Leiden-
schaft, Wechsel, Übersättigung und anstrengender
Arbeit, ist Ruhe das besondere und ausschließliche
Charakteristikum einer ewigen Macht und eines ewigen
Geistes. Ruhe ist das „Ich bin" des Schöpfers
im Gegensatz zu dem „ich werde" aller Kreatur.
Sie ist ebensowohl das Zeichen höchster Erkenntnis,
die durch nichts überrascht wird, höchster Macht, die
keine Mühsal kennt, wie höchsten Wollens, das ohne
Wandel ist. Sie ist die Stille der Strahlen, die aus
den ewigen Wohnungen sich auf die Wasser der Un-
beständigkeit dienstbarer Kreatur ergießt. Ruhe äußert
sich in der Materie, entweder als Erscheinungsform
der Dauer und Stille wie in den massigen For-
men
der
Berge
oder
Felsen,
begleitet
V01]
der
schwichtigenden Wirkung, die jeder allmächtige An-
blick und jedes gewaltige Getöse hervorruft, das
jeder fühlt und keiner definieren kann. Oder in der
Ruhe von Dingen, in denen Leben und die Möglich-
keit von Bewegung vorhanden ist: denn der Ausdruck
der Ruhe wächst im Verhältnis zu der Erhabenheit
der Handlung, die nicht stattfindet, wie zu der In-
tensität ihrer Verneinung. Wir sprechen nicht von
der Ruhe des Kiesels, denn seine Beweglichkeit hat
nichts Energisches, Lebenskräftiges, noch seine Ruhe