als bisher erreicht worden. Wir dürfen daher so
wenig das, was die Vergangenheit uns Vollkom-
menes hinterlassen hat, verkennen, als es für die
absolute Vollendung, zu der es uns nur anleiten
soll, halten . . . . . Ein Bild, das die Natur inter-
pretiert, ist unschätzbar; ein Bild aber, das die
Natur ersetzen will, würde besser verbrannt. Der
junge Künstler, der sich mit Entsetzen von dem
Bilderstürmer abwendet, der jeden Fingerzeig, jedes
Licht der Alten ihm entreißen und ihn in einen Zu-
stand der Kindheit versetzen möchte, wird in anderer
Richtung eben so betrogen, wenn er sich durch die
Erkenntnis und das Erbe der Vergangenheit fesseln
und von allem Vorwärtsschreiten zurückhalten lässt;
wenn er gemalte Leinwand zwischen sich und den
Himmel und die Tradition zwischen sich und Gott
stellt."
Die konventionelle Lehrweise ist am meisten zu
fürchten, weil jeder große Meister das Höchste in
der Kunst, alles Schöpferische, alles auf der Fantasie
beruhende aus sich heraus gestaltet. Wir beurteilen
einen aufstrebenden Schriftsteller nicht nach dem,
was er mit anderen gemein hat, sondern nach dem,
was ihn von anderen unterscheidet. Wohl raten wir
ihm, in Nebendingen bewährten Meistern zu folgen,
erklären ihn aber erst für groß, wenn er seinen eige-
nen Stil gefunden hat.
Beruht die Kunst auf etwas anderem als auf Kniffen
und Geheimmitteln, dann sind auch die größten Ta-