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schlossen, wie in ihrer ungeheuren Weite. Dieser Ein-
druck beruht aber auf unserer unvollkommenen Ein-
sicht. Denn Erhabenheit hat nichts mit Schönheit ge-
mein. Was wir törichterweise ungeheuer groß nennen,
ist nicht wunderbarer noch eindrucksvoller, als was
wir unverständig genug als klein bezeichnen. Gottes
Unendlichkeit ist nicht geheimnisvoll, sondern uner-
gründlich; nicht verborgen aber unbegreiflich. Klar,
unendlich und dunkel, wie das tiefe, unerlotbare Meer.
2. VON DER EINHEIT ALS SYMBOL
DES GÖTTLICH UMFASSENDEN
Alle Dinge, Gott allein ausgenommen, werden voll-
kommen durch Aufnahme anderer Dinge. Alles was
getrennt und isoliert erscheint und nur auf sich be-
ruht, wirkt unvollkommen.
. . . Es gibt weder Ding, Geist, noch Kreatur, die
nicht irgend welcher Einheit mit anderen fähig wären.
Auf dieser Übereinstimmung beruht ihre Vollkommen-
heit und der Genuss derer, die sie wahrnehmen.
. . . Auf Einheit beruht Kraft und Friede der irdischen
Kreatur. Nicht der Friede bewegungsloser Steine und
einsamer Berge, sondern der lebendige Friede gegen-
seitigen Vertrauens, die lebendige Macht gegenseitiger
Hilfe. Hände, die einander nicht los lassen, obwohl
die Lippen schweigen. Die höchste Form von Ein-
heit der Materie ist ihre Organisation zu Tempeln
des Geistes. Ihre niedere Form ist jene seltsame Wahl-
verwandtschaft der Elemente, auf denen ihre Gesetze